Gestern war Andis 20. Todestag. Ich kann stellenweise noch immer nicht glauben, das er so lange schon nicht mehr lebt! Jeden Tag ist er bei mir - in meinen Gedanken, meinem Herzen. Ich denke oft an die kurze Zeit, die wir miteinander verbracht haben.
1989 bin ich von Düsseldorf nach Wiesbaden gezogen, und ich war sterbensunglücklich. Ich wollte hier nicht wohnen - ich wollte "nach Hause", zu meinen Freundinnen, in eine bekannte Umgebung. Gegen Herbst dieses Jahres lernte ich Andi kennen. Es war, als schaute ich in einen Spiegel - wir waren auf einer Wellenlänge, waren von der ersten Sekunde an unzertrennlich. Auch ohne Worte haben wir uns verstanden; wußten, was der andere fühl, was er denkt. Ich kann zurückblickend sagen, das dies die intensivste Freundschaft war, in deren Genuss ich jemals kommen durfte! Es stand nichts zwischen uns - auch nicht das Thema, ob wir jemals ein Paar werden wollten/würden oder nicht. Wir waren einfach vom ersten Moment an beste Freunde!
Ich kann durchaus sagen, das es ein magischer Moment war, als ich Andi zum ersten Mal sah. Mein Vater und meine 2. Stiefmutter waren übers Wochenende nicht zu Hause, und ich hatte 2-3 Bekannte eingeladen - wir wollten Video gucken und uns ein paar Bierchen gönnen. Als mein Bekannter - Bunny - damals vor der Tür stand und mich direkt zur Seite nahm, dachte ich mir gleich, das er (mal wieder, das war so seine Art) einen Bekannten mitgebracht hatte, den er vorher nicht angekündigt hatte. Bunny sagte damals zu mir: "Ich hab Andi mitgebracht. Wenn du ihn siehst, wirst du wissen, warum." Das war alles. Mir schoss im ersten Moment durch den Kopf, das Bunny vielleicht übertreiben könne... obwohl es damals eine durchaus magische, ja nahezu verzauberte Zeit war. Energetisch, kraftvoll, bestimmend. Andi schlurfte um die Ecke zum Flur und stellte sich namentlich vor. Und als sich unsere Blicke trafen - in dem Augenblick, als Bunny mich als "Soda" vorstellte - knisterte es und es war, als flögen Funken... Der Rest ist Geschichte - könnte man so sagen! Wir haben den ganzen Abend bis in den frühen Morgen geredet - als gäbe es die anderen nicht, die Video schauten, sich unterhielten... es gab nichts außer uns beiden. Und so war es jedesmal, wenn wir uns trafen, uns sahen, miteinander redeten... Die Welt um uns herum schien zu verschwimmen, undeutlich abdriftend in ein anderes Universum. Oder waren wir es, die abdrifteten?
Wie auch immer - ich habe Andi sehr geliebt. Er war die Seele zu meinem Herzen - das Herz zu meinem tieferen Selbst. An dem Tag, an dem ich von seinem Tod erfuhr, ging die Welt für mich unter. Und das Leben ist seitdem nie mehr das selbe gewesen. Er fehlt mir jeden Tag aufs Neue - ich denke immer wieder an ihn. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit miteinander verbringen können. Ich wünschte, es wäre anders gelaufen - er wäre damals nicht in eine ihm fremde Stadt getrampt... er wäre nicht von dem Auto überfahren worden... ich wünschte, er wäre nicht zu Tode gekommen. Ich wünschte, er hätte sehen können, was aus mir geworden ist - und ich hätte sehen können, was aus ihm geworden wäre... Wünschte... Doch ich weiß auch - und es ist anfangs eine bittere Erkenntnis gewesen, die sehr weht getan hat - das alles seinen Sinn und Grund hat, auch wenn ich es nicht verstehen kann... bis heute erschließt sich mir nicht, warum Andi hat sterben müssen. Doch ich habe ihn - letztes Jahr war es - endlich gehen lassen. Es war ein tränenreicher, ein schrecklich zeternder und schmerzvoller Abschied. Doch ich fühlte mich hinterher gereinigt und erfrischt, als hätte ich ihm nun endlich die Chance gegeben, fortzugehen und doch immerzu anwesend zu sein. Eine bindende Erneuerung durch Loslassen sozusagen... Ich kann es nur schwer in Worte fassen. Ich weiß nur eines mit Sicherheit:
Andi: Du wirst immer in meinem Herzen und Gedanken leben! Ich liebe Dich! Und ich vermisse Dich sehr!
Denn eines kann mir nicht genommen werden: Die Erinnerung an diese zwar sehr kurze aber intensive, wunderbare, wärmende und heimbringende Freundschaft!
In Liebe, Deine Freundin Soda.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen