Angeregt zu dieser kleinen Zeitreise wurde ich von Battle Rear Solid's Post. Einen kleinen Moment mußte ich wirklich scharf nachdenken, doch dann fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: mein erster Horrorfilm! Was war das wohl? Ratet. Ehe ich es euch verrate, reisen wir zurück ins Jahr 1981.
Mein Vater und ich besuchten meine Omimi in Wiesbaden. Ich freute mich schon immer wochenlang im Voraus, und da meine Omi einen straffen Terminplan einzuhalten hatte (oh ja, mit über 70 Jahren sehr aktiv mit ihren Freundinnen - alles Witwen - zu Gange: auf Stadtfesten Schöppsche trinken, Brigdge, "Kaffeekränzchen" - weiß der Geier, was die sich damals in den Kaffee gekippt haben...) waren unsere Besuche bei ihr spärlich gesät.
Mein Vater zog abends - wie sollte es anders sein? - gerne durch die Altstadt, während Omi und ich gemütlich vor dem Fernseher hockten. Das war für mich etwas ganz besonderes: erstens natürlich, bei meiner Omi zu sein, die ich über alles liebte, zweitens weil ich bei ihr lange aufbleiben durfte (mein Vater nächtigte in der Dachstube, während ich mir das Schnarchen meiner Omi anhören durfte), und drittens weil ich bis zum Sendeschluss Tivi schauen durfte (Sendeschluss? Wie ihr kennt das net mehr?).
Es war ein gemütlicher Freitagabend und im Spätprogramm (das es ja damals an Wochenenden und Feiertagen gab) lief ein Horrorfilm-Klassiker: "Lebendig begraben". Den konnte ich mir net entgehen lassen! Während sich meine Omi nach einigen "Säftchen" (=Sekt mit einem klitzekleinen Schlückchen Orangensaft) gutgelaunt ins Bett verabschiedete, kuschelte ich mich in ihren Sessel und frönte dem Grusel. Weia! Das hätte ich sein lassen sollen! Mir wurde ganz bang, als der Protagonist wie tot auf dem Bett lag - doch seine Gedanken konnte man noch hören. "Weckt mich auf" oder so ähnlich. "Ich lebe noch"... und während sie ihn dann im Sarg gen Gruft trugen, sah man sein Gesicht durch die Scheibe, die im Sarg eingelassen worden war. Und wieder "ich lebe noch" und "das darf doch alles net wahr sein" (okay, ja, das hat er natürlich so wortwörtlich net von sich gegeben, aber sinngemäß schon).
Wie dem auch sei, er hatte natürlich die Gruft so konstruiert, das er, sollte er tatsächlich lebendig begraben werden - wovor der reiche Knilch ja ein Leben lang Angst gehabt hatte - nicht sterben müßte: es gab Lebensmittel, es gab eine Glocke (ich glaub so eine kleine Bimmel am Sarg selber, die hatte er auch wie wild gebimmelt, aber die Alte, die ihn ins Jenseits hat befördern wollen, hatte das natürlich ignoriert!), es gab einen dicken Strick mit einer noch größeren Bimmel an der Gruft selber... all so ein Schnickschnack eben, damit er der Außenwelt klar machen konnte, das er tatsächlich noch lebte...
Nein nein, mir war wochenlang später noch ganz übel bei der Vorstellung, ebenfalls so enden zu müssen. Nur, das mich keiner vergiften wollte (und ich glaube das natürlich auch net, also so paranoid bin ich doch nie gewesen) und ich folglich wohl auch nicht in solch einer Lage enden würde. Erst als sich das so richtig gesetzt hatte, konnte ich wieder einigermaßen ruhig schlafen.
Vergessen habe ich diesen Film nie. Das war ein prägendes Erlebnis in meinem Leben. Die Farben, damals so schillernd und strahlend, die gruselige Musik, die ausdrucksstarke Mimik - als wäre der Streifen gerade erst dem Stummfilmzeitalter entschlüpft, dabei ist er von 1962 (und zu meinem großen Erstaunen von Roger Corman). Sicher, man spricht hier von einem B-Movie. Aber seien wir doch mal ehrlich: welche Horrorfilme der neuen Generation, in denen noch so viel Blut spritzt, in denen Leute die perversesten und krankesten Dinge ihren Mitmenschen antun, kann diesen Gänsehauteffekt hervorrufen? Welcher all dieser Splatter- und Horrorfilme kann mit diesen Gruselfilm-Klassikern mithalten, die einen nachts nicht schlafen lassen, weil sie zwar keine dollen Effekte hatten, aber eine subtile Botschaft, die allgegenwärtig ist: das Böse schläft nie! Keiner kann da mithalten, kein einziger.
Und so ist dann wohl auch erklärt - zumindest für mich selber ;) - warum ich doch wohl eher der urarlten Garde des Grusel- und Thriller-Genres zugetan bin. Das Bild, wie ich zusammengekauert auf dem Sessel meiner Omi hockte, das Kissen fest an mich gepreßt, als könne es mich beschützen - dieses Bild habe ich vor Augen, wenn ich all die alten Filme schaue, die mich so wohlig erschaudern lassen.
Tut's euch mal wieder an! Es macht einen Heidenspaß!
Den kenn ich natürlich auch :). Ich steh ohnehin auf Edgar Allan Poe, die Geschichte taucht auch recht früh in der Hörspielreihe von Lübbe Audio auf.
AntwortenLöschenJack ARnold (Tarantula, Der Schrecken vom Amazonas, usw.) war eine Held meiner Kindheit.
Montagabends, im Dritten...
Ich bin so frei und verlinke deinen Post in meinem.
Aber sicher doch, tob Dich aus ;)
LöschenJapp, Jack Arnold... da habe ich mir vor einigen Wochen "Gefahr aus dem All" angesehen, echter Kult! Da weiß man direkt, woher die Geschichten ihre Inspiration hatten. Einfach nur genial!