1. Die Flashbacks
Für sowas zahlen manche Leut viel Kohle: Rausch im Kopp. Ich hatte den Spaß für lediglich 5 Oppen - und das auch noch auf Rezept. Freitag war ich - ach, wo auch anders als dort, ich hab ja scheint's keine anderen Hobbys mehr - beim Doc. Essen war noch immer nix, das ging dann schon in die 6. Woche. Mein Magen hatte auch mittlerweile keinen großen Hunger mehr - und Appetit schon gar nicht - zudem die Gastritis-Tabletten auch noch wie Appetitzügler wirken, da sie die Magensäure binden und somit auch den Hunger unterdrücken können. Der Schwindel beim Essen wollte einfach nicht mehr aufhören, und wir wußten uns nun gar nicht mehr zu helfen.Gut und schön, der Doc meinte, das führe ja alles zu nichts, jetzt müsse ich eben mal Angstlöser (Antidepressiva auch bekannt unter Psychopharmaka, und vor solchen Pillen habe ich einen Graus, nein, Ekel, nein, eine wahre Abneigung!) schlucken. Okay, ich ließ mich darauf ein, denn wie erwähnt wußten wir einfach nicht mehr weiter, Ralfi und ich. Und mein liebster Schatz ist nun mittlerweile nicht nur am Ende seiner Geduld, sondern auch seiner Nerven, denn es geht ja seit 6 Wochen nicht voran.
So, ich also gegen 13:30 Uhr eine Happy-Pille geschluckt, und schon binnen der ersten fünf Minuten haute es mich richtig um. Ich ging ins Bett, wo ich erstmal zwei Stunden blieb, dann setzte wohl die richtige Wirkung der Antidepressiva ein - ja, Watte im Kopf ist gar nix dagegen, ich bekam einen richtiggehenden Rauschzustand. Essen ging nur leidlich, weil ich kaum grade sitzen konnte, nur im Liegen fühlte ich mich "normal" (abgesehen davon, das meine Augenlider schwer wie Blei waren).
Abends gegen halb elf - und an diesem Abend war ich extrem lange auf, reißt es mich doch sonst immer gegen 21-21:30 Uhr um - warf ich noch so eine Tablette ein. Und dann am nächsten Morgen, zwei Stunden nach meiner L-Thyroxin-Schildrüsen-Hormontablette. So, und danach ging es mir dann dermaßen elend, zumal ich erneut 2 Stunden später noch 'ne Pille einwerfen mußte, und zwar die Gastritis-Tablette, und das hat mich richtig niedergestreckt. Weia! Ich konnte am Wochenende noch weniger essen als sonst schon - und ich dachte, das ginge gar nicht.
Jedenfalls habe ich dann keine dieser Gute-Laune-Tabletten mehr eingeworfen. Selbst heute noch bekomme ich teilweise einen (zum Glück nicht mehr so großen wie vorgestern noch!) Flashback, ich fühle mich, als stünde ich unter Drogen. Und das hasse ich, denn es geht nichts über einen wachen, klaren Verstand. Dieser Schwindel, der sich riesengroß anfühlte, legte sich auch noch über den "kleinen" und schmerzhaften Schwindel, den ich seit Wochen habe und beim Essen empfinde. Nee, wirklich nicht, ich nehme diese Dinger nicht mehr ein. Ich will auf natürliche Weise gegen die angebliche Essangst vorgehen. Essangst? Japp, denn seit Wochen schon reden mir die Ärzte - und mittlerweile wohl erfolgreich, fürchte ich - ein, das ich eine psychosomatische Essstörung entwickelt habe, und immer wenn ich essen soll, hätte ich Angst, das ich umkippe bzw. mein Kreislauf runtersackt. Ha, ha, ha, hahaha! Die sind witzig, so ist es ja auch! Grmpf, da fällt mir nix mehr zu ein. Okay, wie dem auch sei.
Doc meinte am Freitag jedenfalls, ich solle zu einem "Essperiment" vorbeikommen. Und davon berichte ich jetzt:
2. Das Essperiment
Gegen 15 Uhr sollte ich in der Praxis sein, gestern, also Montag mittag. Mit Nahrung! Ralfi hat mir ein frisches, ein herrlich duftendes Brötchen besorgt und mit leckerem Camenbert belegt. Das roch so aromatisch gut, ich wollte direkt reinbeißen. Also habe ich dann ca. 2 Stunden in nichts gebissen - keinen Zwieback, keinen Keks, meine einzige Nahrungsquelle der letzten 3 Wochen - um den Hunger aufzubauen. Naja, war nicht so geschickt, denn ich bekam schreckliche Magenschmerzen, aber naja, net zu ändern war's.Wir waren pünktlich in der Praxis, und gegen viertel nach drei kam ich dann ans EKG. Die Witzbolde haben mich im Liegen angeschlossen, und als dann die Blutdruckmanschette (mein alter Erzfeind) zu pumpen begann und ich auch noch dabei essen sollte, da sagte ich der gesammelten Mannschaft - die da waren die MTFA, der Doc selber und Ralfi natürlich, das Brötchen parat - das das so nicht funktionieren würde, ich müsse schon sitzen beim Essen. Also echt jetzt, Leute! So, gut, die liebe Sprechstundenlady stimmte mir sofort zu, wurschtelte die EKG-Dinger - die tiefe Spuren wie Tentakel von einem Oktopuss auf meiner Haut hinterlassen hatten, und das, obwohl ich erst seit 3 Minuten an dem Gerät angeschlossen war - so hin, das ich sitzen konnte, während meine Herzfrequenz aufgezeichnet wurde.
So, und dann ging es los, das Mästen. Ich wurde geradezu genötigt, in das lecker duftende Brötchen zu beißen. Nicht, das ich nicht sowieso tierischen Hunger geschoben habe, aber kaum hatte ich einen Bissen im Mund, wurde mir das Wasserglas an die Lippen gesetzt, damit ich nachspülen sollte, um das Essen schneller schlucken zu können. Und ab dann, den nächsten Bissen in die Schnute. Währenddessen durfte ich mich nicht bewegen, damit die EKG-Schläuche nicht verrutschten. Und wie das so ist beim Vorführeffekt: Leuts, ich bin nicht ein Mal umgekippt und ich hatte auch nicht ein Mal das Gefühl, als würde mein Kreislauf wegsacken. Wow, ihr könnt euch vorstellen das ich, nach all den Wochen des Nicht-Essen-Könnes, mehr überrascht war als alle anderen die um mich herumstanden. Der Arzt meinte nur: "Na also, geht doch" (sinngemäßt, net wortwörtlich), Ralfi wäre es am liebsten gewesen, ich hätte gleich das ganze Brötchen gefuttert, und die MTFA hibbelte um mich rum, das doch alles okay sei...
Immerhin habe ich ein Drittel vom Brötchen gegessen - und das ist für die Ess-Verhältnisse der letzten Wochen ein voller Erfolg gewesen! Daheim habe ich am Montag dann noch eine Hälfte des Brötchens gegessen - aber dann war es auch ende peng, weil mein Magen einfach dicht gemacht hat.
So, unkonventionelle Methode, sicher, aber der Doc wollte damit nur beweisen, das es nicht am Magen liegt, das ich beim Essen immer starken Schwindel empfinde und mir der Kreislauf wegsacke. Ich sollte wohl auch ein wenig meine Angst vorm Essen besiegen... ob das wirklich geklappt hat, weiß ich noch nicht, auch zwei Tage später noch nicht. Essen geht mittlerweile - ein bißchen jedenfalls. Und darüber bin ich total glücklich! :O) Aaaaber furchtbar schwindelig wird mir immer noch - und ob das allein an den SD-Hormon-Tabletten liegt, tja, das gilt es wohl noch herauszufinden. Seit gestern soll ich nur noch 75 µg nehmen, und ich kann nur sagen das mir heute morgen kurz nach der Einnahme der Hormone schon ganz grauenhaft schwindelig wurde... tja. So viel dann dazu.
Leider wird mein Appetit bzw. meine sonst sich nahezu grenzenlos ausbreitende Freude darüber, das ich wieder was essen kann, sehr gedämpft durch den Umstand, das ich am Freitag eine Magen- und Darmspiegelung vor mir habe. :( Ab morgen Mittag dann darf ich ja gar nichts mehr essen, und ich kann nur sagen, ihr Lieben, das ist kein schöner Gedanke! Jetzt, wo sich mein Mäglein und mein Bäuchlein wieder daran gewöhnen wollten, endlich wieder Happa zu kriegen, darf ich mir dann ab morgen schon wieder nix hinter die Kiemen schieben. Ich weiß nicht, wie ich das packen soll (und ich hoffe von Herzen, das das mein Kreislauf mitmacht!), denn in den vergangenen 6 Wochen habe ich mir ja immer (auf Anraten meines Hausarztes) ständig was in die Schnute geschoben - Keks meistens, oder eben Zwieback ein kleines Bröckchen - sobald ich etwas wie Hunger empfunden habe. Das wird hart, also drückt die Daumen das ich das alles noch überstehe...
Im übrigen: morgen ist endlich der Termin bei der Neurologin. Das hatte sich jetzt ruckizucki und ganz kurzfristig ergeben, und ich bin sehr froh, das sich dann morgen endlich mal ein Arzt um meine Nerven kümmert! Denn sollte da auch alles in Ordnung sein (und ich hoffe es ja, denn meine Befürchtung geht in keine schöne Richtung) - tja, und sollte tatsächlich auch der Magen und der Darm sowie auch die Speiseröhre okay sein... dann sind es ja wirklich "nur" die fiesen Schilddrüsen-Tabletten. Aaaaber: wir werden sehen!
Bis dahin... ich hoff's! -.-
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