"Ich will Sie jetzt gleich noch zum Ultraschall haben, dann schauen wir da direkt auch mal nach, ja." Und er sagte das in so einem Tonfall, so besonnen und überzeugend, das ich total baff war, das er mich - da ich ja am Vortag zum ersten Mal in der Praxis aufgeschlagen war - überhaupt erkannt hatte und Interesse an dem Fall hatte und überhaupt...
Die Dame währenddessen sagte:
"So, schön langsam die Beine jetzt über die Liege schwingen, hinsetzen - ich hole mal grade etwas Wasser, und dann trinken Sie einen schönen Schluck."
Gesagt, getan. Ich saß derweilen, und muß gestehen: es ging sogar. Mir war nicht schummrig, nix.
Die coole MTFA kam herbeigeschwebt, reichte mir einen großen Becher Wasser:
"Schön kleine Schlucke jetzt, und austrinken!" Und sie zwinkerte mir zu.
Als ich dann in den Sonoraum geführt wurde, hätte ich fast meinen Pulli auf dem Stuhl liegen lassen, und die Praxislady sagte:
"Och schade, dachte, ich könnte ja mal gucken, ob der mir paßt. Naja, war wohl nix."
Ich mußte lachen. Zum ersten Mal in diesen Tagen.
Im Sonoraum lag ich gute zwanzig Minuten auf der Liege rum. Ui, nix für meinen Rücken, aber das Liegen an sich tat gut. Der Arzt ließ sich dann viel Zeit, untersuchte den Hals genau und sagte:
"Ich sehe da keinen Rest. Das sieht so aus, als wäre Ihre Schilddrüse tatsächlich komplett entfernt worden, also mitsamt der Nebenschilddrüse."
"Und das ist schlecht?"
"Das kann man so nicht genau beantworten, das ist individuell. Wir warten das Ergebnis vom Bluttest ab, dann kann ich Ihnen Genaueres mitteilen. Ich rufe Sie auf jeden Fall heute noch an, sobald das Ergebnis vorliegt. Spätestens morgen früh wird es auf alle Fälle da sein, und dann melde ich mich bei Ihnen."
Hui, dachte ich, das ist Service. Und so sollte es sein!
Zu Hause ging es - wie auch anders? - ins Bett. Der Heimweg war angenehm, kann ich nicht anders sagen. Das Laufen tat gut, die zwar kalte, recht windige Luft war herrlich einzuatmen, auch wenn mir das ein wenig schwer fiel aufgrund der Enge im Hals, die ich verspürte.
Wann immer ich mal kurz aufstehen mußte, meine Beine fühlten sich an, als sacken sie jeden Moment unter mir weg. Der Kopf war schwer und irgendwie - ja, eng. Da war wieder dieser Metallhelm, der sich stetig um den Kopf zog und immer fester zu werden schien. So hibbelte ich - schlaflos liegend - dem Anruf des Arztes entgegen. Ich konnte keine Ruhe finden, auch wenn mein Körper meinte, er wolle selbst im Liegen umfallen.
17:00 Uhr, Telefongebimmel. Und das teilte der Doc mir dann mit:
"Aufgrund dessen, das die komplette Schilddrüse entfernt wurde (mitsamt der Nebenschilddrüse), hat sich eine starke Unterfunktion entwickelt. Ihr TSH*-Wert (*Schilddrüsenhormon) liegt bei 34, und der sollte an sich bei 1-2 liegen. Das erklärt, warum Sie es immerzu mit dem Kreislauf haben, auch wenn Sie essen, weil der ganze Körper einen richtigen Kraftaufwand betreiben muß, um die Nahrung aufzunehmen und zu zerkleinern. Generell spielen jetzt Ihre Hormone total verrückt, in Ihrem Körper geht alles drunter und drüber. Alles, was sonst für Sie normal war, stuft der Körper jetzt erstmal als Gefahr ein, und dann sacken Sie weg. Nehmen Sie von den SD-Tabletten 150 µg, also eineinhalb Tabletten, wie gewohnt morgens. Trinken Sie viel, net das Sie verdorschten. Wir bleiben in Kontakt - bitte!"
Klaro, ich stellte ihm noch diese und jene Frage, aber das war im Großen und Ganzen der Kasus knaxus.
Bumm, da war es raus! Das war ein Riesenschock für mich. Allein, das der Doktor in seiner gewohnt ruhigen und freundlichen Art mit mir sprach, bei einem Satz (als er ein klitzeklein wenig Dialekt einfließen ließ) sogar ein wenig lächelte (japp, das kann man hören), ließ mich nicht komplett den Kopf verlieren. Angsthase. Ja, und zu Recht.
Bis dahin dann, liebe Leut, und versucht ebenfalls den Kopp net zu verlieren! :O)
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