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Sonntag, 13. November 2011

All die schönen Pferde



Autor: Cormac McCarthy
Verlag: rororo
Erscheinungsjahr: 1993 (deutsche Ausgabe)

John Grady Cole und Lacey Rawlins sind zwei junge Ausreißer, die nach Mexico wollen um die „ganz großen Ranches“ zu suchen und dort als Cowboys anzuheuern. Auf dem Weg zum Rio Grande treffen sie auf Jimmy Blevins, einen 14-jährigen Streuner, der vor seinem brutalen Vater abgehauen ist.

In Mexico angekommen, finden die Burschen schnell Arbeit auf einer angesehenen Ranch eines reichen Großgrundbesitzers. John Grady verliebt sich in dessen Tochter Alejandra, und der Ärger, in den die beiden sprichwörtlich reiten, ist vorprogrammiert.
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Die Geschichte mutet schlicht an – und das ist sie auch. Es geht um die große Freiheit, um die Fehler der Jugend, um Träume, Hoffnung, Liebe und Freundschaft. Mit klarer, unkomplizierter Sprache wird hier die Geschichte eines großen Traumes erzählt, in die der Leser sehr schnell eingesogen wird. Schmucklose Dialoge, die nur auf die Essenz reduziert sind, lassen einen einfach folgen. Hier gibt es keine Ausschmückungen, keine Schnörkel, keinen Tand. Nur eine Geschichte und Gefühle, die so groß und weit, so tief und ehrlich sind wie der Horizont.

Die Charaktere sind kaum beschrieben, und doch fühlt man sich ihnen schon nach Kurzem so nah, als kennte man sie ein Leben lang. Oft erscheint es einem, als halte der Autor einem einen Spiegel vor : der beflissene, verantwortungsbewußte Rawlins, der seinem Freund treu zur Seite steht, egal in welchen Schwierigkeiten er stecken mag. John Grady, der eine brennende, tiefe Leidenschaft für Alejandra empfindet und für ihre Liebe sein Leben lassen würde. Der Traum der beiden Protagonisten, den man nur allzu sehr nachempfinden kann : frei zu sein, selbst bestimmen zu können, wohin man geht, wen man liebt, was man macht. Man träumt ein Stück weit mit – bis die Geschichte einen in die Realität zurück bugsiert.

Verrat und die jugendliche Leichtfertigkeit bringen die Hauptfiguren in eine unleidliche Situation, und man leidet mit. Bang und mit einem traurigen Gefühl folgt man nun dem roten Faden, der sich wie ein verwittertes Mahnmal durch das Buch zieht: es gibt Regeln, an die man sich halten muß, wenn man nicht in Schwierigkeiten geraten will! Und doch gibt es hier keinen erhobenen Zeigefinger, nur eine ruhige Geschichte, die voller Spannung dem Finale entgegenfiebert: den Beweggründen, warum alles so ist, wie es ist.

Rührend und doch ohne Kitsch, ohne Klischees wird hier die Freundschaft gezeigt. Sehnsucht danach, auszubrechen und miteinander diese Freiheit auskosten zu dürfen, sprechen aus den Gesten der Figuren. Die Gefängnisse, in die die Menschen gesteckt werden, haben schwache Gitter, und man hofft, sie mögen entkommen. Mit scheinbarer Leichtfüßigkeit wird erzählt, wie tief eine Freundschaft gehen kann und was sie bewegen kann.

Cormac McCarthy zeigt hier in einer wundervoll schlichten und gerade deshalb ergreifenden Sprache, durch was Menschen zu dem getrieben werden, was sie tun. Denn meistens ist es nicht so, wie es scheint.

Ein absoluter Höhepunkt: der seitenlange Monolog „der Tante“ (von Alejandra). Dieses Kapitel ist mir besonders ans Herz gegangen, denn die erschlagende Ehrlichkeit, mit der ihre Worte einem entgegenfliegen, verdeutlicht am besten, wie man zu dem Menschen wird, der man ist.

Ein absoluter Lesegenuss! Ein Meisterwerk der Literatur!



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