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Samstag, 2. Juni 2012

Wurzellos oder: wo ist Heimat?

Eine Lebensweisheit besagt: "Heimat ist da, wo deine Wiege stand."*

Also da, wo meine Wiege stand, ist meine Heimat definitiv nicht! Ich bin in einer deutschen Großstadt geboren, in der meine Eltern und ich kein halbes Jahr Fuß gefasst hatten, ehe wir wieder umgezogen sind. Man kann also sagen, ich bin in dieser Stadt tatsächlich nur geboren worden, mehr nicht. Da mein Vater einen Umzugs-Tick hatte, stand allein meine Wiege in mindestens 5-6 verschiedenen Städten, und meistens nicht mal im selben Bundesland.

Dann gehen wir einfach mal ein Schrittchen weiter: sagen wir doch "Heimat ist da, wo du groß wirst". Okay, hört sich gut an. Wo war das noch gleich? Gute Frage, nächste Frage. So oft, wie wir umgezogen sind, allein bis zu dem Zeitpunkt als ich 5 Jahre alt war, geschweige denn das ich jemals irgendwo gewohnt (oder gar
gelebt) hätte, wo ich hätte "großwerden" können... Meine Mutter hat mal eine Liste gemacht, das war ein schweres Stück Arbeit, denn sie mußte sich ja (zum damaligen Zeitpunkt) gute 27 Jahre zurückerinnern. Wir kamen - von da ab, als sie mit mir schwanger war, bis zu dem Tag, als sie sich von meinem Vater (und mir) trennte - auf mehr als 55 Orte. Das sind summa sumarum knapp 5,5 Jahre, in denen wir also fast sechzig Mal umgezogen sind!
Und da war ich noch ein kleines Kind.
Nun ist somit die Frage offen: wo bin ich großgeworden, wo also ist "Heimat"?
Die längste Zeit, die ich als Kind je in einem Ort (somit also auch dort recht oft umgezogen, aber es war wenigstens die selbe Stadt) verweilte, war Hilden (NRW), und belief sich auf gut 7 Jahre. Oha, das klingt schon ein klitzeklein wenig nach Heimat, sollten wir den Kasus knacktus gefunden haben? Rechne ich zurück, war ich, als wir letztendlich auch von Hilden fortzogen, erst 12 Jahre alt - nicht wirklich "großgeworden", oder?
Dort ist also auch nicht Heimat.

Möglicherweise ist es das: wo bin ich denn tatsächlich großgeworden, wo "ausgewachsen"?
Zunächst kam nach Hilden eine Metropole am rhein'schen Strand. Vier Jahre dort verweilt, unglaublicherweise sogar in ein und derselben Wohnung (wow!), und dann ging es ab nach --- aber Moment, ich will nicht vorgreifen. Dort könnte man also tatsächlich schon ein wenig von "großwerden" sprechen, denn immerhin erlebte ich dort alle Höhen und Tiefen (naja, eher wohl die Tiefen) der glorreichen Pubertät. Seufz, war dat schön, wa? Nee, war es net!
Damit hätten wir dann schon mal eine kleine Annäherung an die "Heimat". Großgeworden bin ich ja tatsächlich - nun gut, wir wollen net übertreiben, so richtig "groß" bin ich nie geworden, durchschnittliche Mitte einssechzig Meter.

Nicht vom Thema abschweifen, jetzt wird's ernst. Schließlich folgte wohl ein Anflug von nostalgischer Sentimentalität, denn meinen Vater verschlug es abermals - klar, vier (in Zahlen: 4) Jahre am Stück auf einem Fleck, das geht nun wirklich nicht! Nachdem meine geliebte Omimi und meines Vaters Muddi gestorben war, zog es "uns" (*hust* gelogen *hust*) in meines Erzeugers und Großziehers Heimatstadt, in der ich auch heute noch ansässig bin.

Und hier habe ich letztendlich alle mir bekannten Formen des Groß- (und auch klein- bzw. geduckt-, gedrückt-, erniedrigt-, geschrumpft-, wieder gewachsen-)-werdens erlebt. Könnte es also ganz einfach so sein: Heimat ist da, wo man die längste Zeit verbringt (oder ausharrt, aushält, ______________--- bitte gewünschtes Verb selber einfügen)?!
Gehen wir auch dem ein bißchen näher auf den Grund:
Nur weil man lange Zeit an ein und demselben Ort verbringt (und ich bin ja auch hier, allerdings ohne meinen Vater, des öfteren mal umgezogen), heißt das ja nicht, das man sich da auch wirklich wohlfühlt. Es gibt nun mehr als nur einen Grund, das man den Ort, an dem man sich befindet, nicht verlassen kann (_________________ Grund bitte ebenfalls selber einfügen ;)). Das bedeutet allerdings nicht zwangläufig, das man auch wirklich seine Heimat gefunden hat.

Wo könnte Heimat denn sonst sein?
Von wem auch immer dieser Ausspruch stammen mag, es kommt wohl doch dem am nächsten, was Heimat wirklich bedeutet: "Heimat ist da, wo dein Herz ist."
Was heißt?! Viele, viele Jahre war ich so naiv und wohl auch oberflächlich, das ich nur das Augenscheinliche gesehen habe: die Stadt, den Ort, selber nämlich. Gemeint ist jedoch, das dort, wo die Liebe ist, immer auch die Heimat ist.

Fazit: Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl. :)

Somit habe ich vor mehr als vier Jahren meine Heimat nun endlich gefunden, auch wenn sie sich mir nicht direkt singend und tanzend mit dem Ausspruch "huhu, ich bin's, deine Heimat!" präsentiert hat!

Meine Lieben, ich sage euch: 
es ist ein wunderbares Gefühl, endlich "Daheim" angekommen zu sein! 


*hier wörtlich genommen: die Wiege an sich; "Wiege" steht in diesem Ausspruch allerdings nicht für's Kinderbettchen, sondern für die Kindheit ;)

2 Kommentare:

  1. Heimat ist da wo man sich Wohl und geborgen Fühlt!
    Heimweh hat man auch nicht nach einem Ort sondern nur nach Person die man gern hat! Meine Heimat ist da wo meine Liebste ist! Alles andere sind nur Städte,Orte ,Länder

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  2. Heimat heisst - sich wie zu Hause geborgen fuehlen - das muss nicht unbedingt der Geburtsort sein, sondern dort, wo das Gefuehl des Wohlbefindens, der inneren Ausgeglichenheit und Waerme. Das kann an einzelnen Menschen liegen, wie der Vorkommentator geschrieben hat, aber durchaus an der ueberwiegenden MENTALITAET der Menschen einer Stadt. Ich persoenlich habe immer ein wohltuendes Gefuehl, wenn ich nach Leipzig komme - Grossstadt mit Weltoffenheit und Toleranz, aber die Menschen sind nicht so hektisch und egoistisch wie z.B. in Berlin. Die Leute strahlen RUHE, Freundlichkeit und Gelassenheit aus. Ganz anders in meinem Wohn- und Geburtsort Weissenfels. Hier steht aber mein Elternhaus, was ich jetzt habe und nur dieses ist hier Heimatgefuehl fuer mich, nicht die Stadt. Es gibt also mehrere Dinge, an der ich HEIMAT fest mache....

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