Donnerstag, 8. September 2011
One hour Photo
Thriller
USA 2002
Regie: Mark Romanek
Darsteller: Robin Williams, Michael Vartan, Connie Nielsen, Gary Cole
Der Supermarkt-Angestellte Sy Parrish arbeitet in einem Foto-Labor für Express-Entwicklung. Er liebt seine Arbeit sehr, denn er hält sie für sehr wichtig. Akkurat und exakt
führt er sein Handwerk aus. Doch in seiner Einsamkeit, aus der ihn nur seine Bilder zu reißen scheinen, träumt er sich in eine Familienwelt hinein, in ein Leben, zu dem er nicht gehört. Die Familie Yorkin, deren Fotos er seit einigen Jahren entwickelt, wird zu einem festen Bestandteil seiner geistigen Welt.
Parrish sieht sich mehr und mehr als einen Teil dieser Familie, die ein Ideal für ihn darstellt, denn auf den Fotos sind immer alle glücklich - und nur die schönsten Momente werden auf dem Fotopapier festgehalten. Doch die Fassade bröckelt, als Sy Nachforschungen über die Familie anstellt.
Er verstrickt sich in ein Netz aus Lügen und Intrigen, und die Linie zwischen Traum und Realität scheint allmälich zu verschwinden...
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Der subtile Thriller wartet weniger mit Schockmomenten auf, als das er mehr mit den unterbewußten Ängsten spielt: Angst vor der Einsamkeit, vor Isolation und Unverständnis der Außenwelt. Mitleidsvoll beobachtet man Sy Parrish und fühlt sich mit der Zeit dabei so, wie er sich fühlen muß, wenn er in die (Foto-)Welt der netten Familie Yorkin eintaucht: als ein heimlicher Beobachter, ein Voyeur der verbotenes Terrain betritt. Anfangs noch bringt man Verständnis auf für den vereinsamten, introvertierten, scheuen Hauptdarsteller. Doch nach und nach beschleicht einen ein mulmiges Gefühl - ist er doch zu nett zu dem Jungen der Familie, zu freundlich der Frau gegenüber, die er besser zu kennen scheint als sie auch nur im entferntesten hätte erahnen können.
Je weiter Sy in die anfangs heile Familienwelt eindringt, desto unwohler fühlt man sich, während man seinem Tun und seinen Gedanken folgt. Der Spannungsbogen erreicht seinen Höhepunkt, als Sy herausfindet, das die Familienwelt doch nicht so schön ist, wie es auf den Bildern immer den Anschein hatte. Und während Parrish - still und heimlich - sein Spiel weitertreibt, sich in die Familie hineinzuzwängen, als ein natürlicher Bestandteil dieser anerkannt zu werden, desto mehr entfernt sich der Zuschauer letztendlich von dem ruhigen Protagonisten.
Gegen Ende dann ist man ein wenig verwirrt, was denn nun der Realität entspricht und was sich Parrish nur in seinem Hirn zusammen gesponnen hat. Wären da nicht die immer wieder eingeblendeten Verhöre auf dem Polizeirevier und die Aussage, das er "die Fotos nicht sehen dürfe". Das ungute Gefühl, das sich unheimlich und schleichend im Zuschauer breit macht, wird sich bestätigen.
Alles in allem ist der Film beklemmend und ruhig. Sy Parrish wird hervorragend von Robin Williams verkörpert, der mit seinem freundlichen Gesicht und seinen strahlenden Augen mit dem hintergründigen Blick die Idealbesetzung für diese Rolle darstellt. Durch sein feinsinniges Spiel gewinnt er anfangs die Sympathie des Beobachters, und verliert sie aus diesem Grunde auch wieder.
Mark Romanek versteht es hier gekonnt, die sorgfältig gewählten Schockszenen ebenso subtil zu verpacken und dem Zuschauer nahezubringen, wie schleichend das Grauen kommen kann, wie er den gesamten Film in einen undurchsichtigen, unheilvollen Schleier des alltäglichen Grauens gehüllt hat.
Ein Muß für Kineasten! Ein Fest für alle, die den Grusel im Alltäglichen suchen!
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