USA 1995
Regie: Jim Jarmusch
Darsteller: Johnny Depp, Gary Farmer, John Hurt, Robert Mitchum, Iggy Pop, Gabriel Byrne
William Blake reist 1876 aufgrund eines Einstellungsschreibens mit dem Zug von Cleveland nach Machine. Doch in dem runtergekommenen Ort, in dem es außer eine riesige Fabrik nichts zu geben scheint, erwartet ihn kein Glück: verwundet durch die Kugel,
die der Sohn des Fabrikbesitzers auf ihn abfeuert, nachdem Blake sich von dessen Freundin - der ehemaligen Prostituierten und nun Rosenverkäuferin Thel - ihre Papierrosen hat zeigen lassen, flieht Blake in die Wälder. Dort trifft er auf den Indianer Niemand, der einen starken Hang zur Poesie hat und ihn für den Dichter William Blake hält.
Währenddessen setzt der Fabrikbesitzer John Dickinson drei Kopfgeldjäger auf Blake an, der angeblich seinen Sohn niedergeschossen haben soll: den jungen Johnny "The Kid" Picket, den geschwätzigen Conway Twill und den rauhbeinigen und wortkargen John Scholfield.
Durch eine Verkettung unglücklicher Mißverständnisse wird aus dem einsamen und sensiblen William Blake im Verlauf der Geschichte ein mehrfacher Mörder, obwohl er nie auch nur eine Waffe in der Hand hat.
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Dieser eher als "Anti-Western" zu betitelnde Film von Jim Jarmusch ist in virtuosen Schwarz-Weiß Bildern gedreht, die durch ihre ruhige Kameraführung und die Nahaufnahmen bestechen. Die Geschichte besticht durch ihre Poesie und ihren charmanten Humor, der ein wenig ins Makabere driftet und immer wieder Überraschungen bereit hält.
Niemand, der poetisch veranlagte Indiander, der seine traurige Kindheitsgeschichte preis gibt, wirkt auf den Zuschauer wie ein großer, knuffiger Bär, der einen aber mit seinem groben Witz und seiner seltsam anmutenden, verworrenen Sprechweise immer wieder verblüfft und gleichermaßen verwirrt. Gary Farmer verkörpert diese Rolle auf phantastische Weise und vermittelt einem den großen Kerl als ein innerlich klein gebliebenes, zerbrechliches Kind. Und doch ist es gerade er, der einen immer wieder zum Lachen bringt.
Johnny Depp in der Rolle des William Blake, der arbeitssuchend in diese rauhe, unwirtliche Gegend kam und nun vor dem Nichts steht, stellt mit seinem Spiel die Verwirrung des Zuschauers dar. Verwirrt von den Umständen, die ihm nicht nur die Kugel einhandelten, sondern ihn auch noch als Mörder darstellen, ohne das er jemandem etwas getan hätte; verwirrt auch von den Worten und den (Selbst-)Gesprächen des Indianders, der ihn für den Dichter und Maler William Blake hält, mit dem er aber nichts gemein zu haben scheint. Und ebenso verwirrt wie dieser stille, einsame Mann in eine Rolle gedrängt wird, die er nicht verkörpern kann - ist er doch ein Rechner und Denker, kein blutrünstiger Killer - ebenso wird auch der Zuschauer in diese Geschichte eingesogen: es geschieht einfach, man kann sich nicht dagegen wehren!
Niemand vermittelt Blake, das er ihn auf eine spirituelle Reise vorbereiten müsse, denn er sei ein Dead Man - ein toter Mann. Die Kugel, die sich mehr und mehr seinem Herzen nähert, kann nicht entfernt werden, und so sieht man den jungen Mann langsam vor sich dahinsiechen. Dies gestattet dem Film so einige philosophische Anleihen und setzt auch die fragmentartig angebrachten Gedichte von William Blake (dem Dichter) in ein stimmungsvolles Bild.
Die Kopfgeldjäger geben immer wieder Anlaß zur Verwunderung und zum Lachen. Der geschwätzige Conway Twill, dessen Mund nie stillsteht, gibt die absurdesten Geschichten zum Besten, während der rauhbeinige John Scholfield - wunderbar verschroben dargestellt von John Hurt - einem kalte Schauer über den Rücken jagt.
Unterlegt ist das ganze Szenario von der stimmigen Musik Neil Youngs, der die gesamte Absurdität wie auch die Posie dieser Geschichte auf wunderbare Art hervorzuheben versteht. Ob Westernfans hierbei auf ihre Kosten kommen ist zu bezweifeln, doch dieser Film ist ein Highlight des Independent Kinos. Jim Jarmusch hat hierbei - ein Mal mehr - etwas Großartiges geschaffen! Hier stimmt einfach alles!
Als Leckerli ein Vorgeschmack auf die fantastische Musik hier der Titelsong von Neil Young:
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